Pilotfische sind etwa 30cm lange Stachelmakrelen, die man fast ausschließlich in Begleitung von Haien und Mantas sieht, die sie von Hautschmarotzern befreien. Den Pilotfisch trifft man in Mittelmeer und Atlantik an, wo er Haien als Lotsenfisch dient. Zu erkennen ist der Pilotfisch an seinen 5–7 Querbinden.
Pilotfische sind aber auch Radfahrer! Sie sind ca. 1,80m groß, treten häufig in Schwärmen auf, sind oftmals an zwei bis drei weißen Wundverbänden zu erkennen und sind momentan auf den Strassen Frankreichs unterwegs. Ihre Haie sind die Sprinterkönige unserer Zeit. Und die Schmarotzer die Sprinter konkurrierender Teams.
Die Pilotfische des Radsports sind die Anfahrer der Sprinter! Ihre Aufgabe ist es, den besten Sprinter ihres Teams in ihrem Windschatten durchs Peloton zu lotsen, um ihn am Ende einer Flachetappe in eine aussichtsreiche Position zu bringen. Die Anfahrer müssen selbst sehr gute Sprinter sein, denn sie »ziehen« den Sprint für ihren Kapitän an, und beschleunigen dabei nicht selten auf bis zu 70 Stundenkilometer. Ihr Lohn: weitgehende Unbekanntheit und ein gehöriger Schuss Adrenalin. Im Optimalfall muss der Kapitän dann nur noch für wenige Meter aus dem Windschatten seines Pilotfischs heraustreten, um den Sprint zu vollenden.
Als bester Anfahrer der diesjährigen Tour hat sich Gerd Steegmans von Davitamon Lotto herausgestellt, der seinen Kapitän Robbie McEwen schon zu drei Sprintsiegen geführt hat. Über die Arbeit seines Anfahrers sagte McEwen dann auch: »Es ist wie ein persönlicher TGV. Ich bin der Einzige, der ein Ticket hat, und ich muss nur an meiner Station ›Ziellinie‹ aussteigen«.
Mit der heutigen Etappe endet die große Hatz der Sprinter und ihrer Anfahrer jedoch fürs erste, denn ab morgen geht es bei der Tour in die Berge, es steht die erste Pyrenäen-Etappe an.
Doch spätestens auf dem Champs-Elysee schwärmen sie wieder aus, die Pilotfische.
Matthias Fesel